sexta-feira, 23 de fevereiro de 2018

Rio de Janeiro, die unregierbare Stadt


                                  Es gibt historische Entscheidungen die weitreichende Folgen haben und noch nach mehr als einem Jahrhundert eine ganze Region verändern und bedrohen können. Eine davon geht in Brasilien auf das Jahr 1897 zurück. Nach der Schlacht in Canudos gegen die Anhänger des Predigers Antonio Conselheiro, wurden die Regierungstruppen zum großen Teil nach Rio de Janeiro zurückgeholt. Man versprach ihnen dort für ihre Zukunft zu sorgen und ihnen lebenswerte Unterkünfte zu bauen. Aber wie so oft, blieb es beim Versprechen. Diese Soldaten und Söldner mussten nun in der Hauptstadt selbst um ihr Überleben kämpfen und bauten ihre Hütten, wie sie es aus dem Norden Bahias gewohnt waren, am Morro da Provincia, der später den Namen Morro da Favela erhielt. Gleichzeitig strömten hunderttausende von befreiten Sklaven aus den Orten des Vale do Paraíba in die Hauptstadt, wo sie Arbeit und Unterkunft erhofften.
Ab dieser Zeit wuchsen die Favelas an den Hügeln Rio de Janeiros unaufhörlich und trugen zu dem exotischen Image Brasilien kräftig bei, das sich ab den 1950er Jahren über die ganze Welt verbreitete. Dazu trug außerdem der berühmte Spielfim “Orfeu Negro”, 1959 von Marcel Camus gedreht, bei. Der nicht nur die Favelas romantisierte sondern auch den Karneval der Stadt, welcher als Hintergrund des Films diente.
Zu jener Zeit hatte aber die Kriminalität des “jogo do bicho” bereits einen großen Teil der Kontrolle sowohl über verschiedene Favelas als auch über die Sambaschulen, die den Karneval bestritten, übernommen. Da mit diesem leicht verdienten Geld sowohl Polizisten als auch Politiker gekauft werden konnten, war es einfach zu erreichen, dass der Staat beide Augen verschloss.
Die Kriminalität wurde während der Diktatur durch Gegengewalt einigermaßen unter Kontrolle gehalten, aber bereits gegen Ende der 1970er Jahre erreichte Brasilien eine neue, recht unerwartete Kriminalitätswelle: Die des Drogenhandels und Drogentransports. Mit der wirksamen Kontrolle der traditionellen Transportwege von Kolumbien über die Karibik oder Mexiko nach den USA und Europa, suchten die südamerikanischen Drogenbarone alternative Wege. Brasilien bot sich mit seiner langen Grenze geradezu an.
Seitdem hat sich Brasilien im generellen, und Rio de Janeiro im besonderen als hervorragender Umschlags- und Logistikplatz für den Drogenhandel entwickelt. Die großen Bosse machen es den “bicheiros” nach, sie erkaufen sich die Freiheit bei der Polizei und den Politikern. Damit ist sowohl die Stadt als auch der Staat Rio ziemlich unkontrollierbar geworden.
Die derzeitige Intervention kommt recht spät und kann nur Erfolg haben, wenn daraus eine langfristige Kontrolle entsteht. Begleitend ist eine Umstrukturierung der Staatsordnung und der Polizei, genauso wie des Sozial- und Erziehungswesen notwendig, damit besonders den Jugendlichen eine alternative Perspektive gegeben werden kann.  


quinta-feira, 8 de fevereiro de 2018

Brasiliens internationale Bedeutung


                                     

Wie so vieles in Brasilien, geht es damit auf und ab. Nach der Euphorie um Lula, der zwischen 2003 und 2008 wie der neue Heilsbringer Südamerikas gefeiert wurde, hat sich das Land spätestens seit der Amtsenthebung Dilma Rousseffs im Juni 2016 von der internationalen politischen Bühne abgemeldet. Das war ganz natürlich, denn es gab genügend auf der innenpolitischen Ebene zu tun um die Regierung zusammenzuhalten. Außerdem haftete diesem Amtsenthebungsverfahren ein gewisser Geschmack bei, der in vielen westlichen Ländern als Staatsstreich angesehen wurde. Man hielt sich also am besten etwas fern. Das bekam die Regierung bereits letztes Jahr zu spüren, als die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bei ihrer Südamerikareise Brasilien überflog. Wenn man die Besucherliste des Außenministeriums anschaut, so wurden für 2017 lediglich die Staatsbesuche des Königspaars aus Schweden, des spanischen Ministerpräsidenten und des argentinischen Präsidenten verzeichnet. Etwas wenig für ein so großes und wichtiges Land.
Dieser Tage begann nun der nordamerikanische Außenminister  Rex Tillerson, nach einem Jahr im Amt endlich seine Lateinamerikareise. Dabei stehen Besuche in Mexiko, Chile, Argentinien, Peru, Kolumbien und Jamaika auf dem Programm. Doch nirgendwo findet man Brasilien, das immerhin bei weitem größte Land des südamerikanischen Subkontinents. Das gibt zu denken. Entweder hat sich das amerikanische Außenministerium in der Reiseplanung vertan, oder aber die Einschätzung der Regierung Temer und der politischen Situation des Landes ist auf eine solch alarmierende Stufe abgesunken, dass man einen Besuch in Brasilia besser vermeidet. Dabei würde es durchaus wichtige Themen zu besprechen geben, denken wir nur an die Situation in Venezuela und die Flüchtlinge oder an den geplanten Einstieg von Boeing bei Embraer.
Sicher ist es für beide Seiten schade, dass dieser Besuch nicht zustande kommt, obwohl sowohl Präsident Trump als auch Präsident Temer am Weltwirtschaftsforum in Davos teilnahmen und sicher in Reichweite wohnten. Aber die Wege zwischen Washington und Brasilia scheinen  derzeit so beschwerlich und steinig zu sein, wie eine Wanderung durch den Sertão.
Wer dies ausnützt ist das Reich der Mitte. China hofiert und investiert in Brasilien ohne sich um Regierungskoalitionen und Wahljahre zu kümmern. Dies zeigt die weitsichtige und langfristige Strategie der Herren in Peking.