quinta-feira, 9 de novembro de 2017

100 Jahre Kommunistische Revolution



Als im Februar 1917 die Menschewiki den Zarenpalast in St. Petersburg stürmten und die Familie des russischen Herrschers festnahmen, begann eine historische Entwicklung, die bereits mit der Veröffentlichung des “Kapitals” von Karl Marx im Jahre 1867 ihren Anfang nahm. Die Industrialisierung in Europa machte den Unternehmer immer reicher und degradierte die Arbeiter zu schlecht bezahlten und ausgebeuteten Fabriksklaven. Besonders in Russland und Deutschland entstanden sozialistische und kommunistische Bewegungen, die diese Situation verändern wollten. Durch die Schwäche der russischen Führung, die sich bereits in einem dekadenten Zustand befand, gelang 1917 die Machtübernahme der Bolschewikis, die unter Lenin und Trotzkis Führung ein neues System des Zusammenlebens  einführen wollten.
Leider stellte sich recht schnell heraus, dass es diesen neuen Anführern nur um Macht, Einfluss und Geld ging. Die nachfolgenden Herrscher, unter der Leitung von Josef Stalin, installierten in den folgenden 30 Jahren eine Diktatur und ein System, das seinen Einfluss auf nahezu die halbe Welt ausbreitete. Verblendete Idealisten und gutgläubige Sozialisten bereiteten dieser Schreckensherrschaft in vielen Teilen der Erde ein fruchtbares Feld.
In dem bekannten Roman Dostojewskis  “Dämonen” der um 1873 veröffentlicht wurde, liest man bereits die Aussage des Erzählers Anton Lawrentjewitsch:
“Wie kommt es, dass nach meinen Beobachtungen alle diese fantastischen Sozialisten und Kommunisten gleichzeitig solche unglaublichen Geizhälse sind, so auf Erwerb aus, so am Eigentum hängen, und zwar dergestalt, dass je mehr einer ein Sozialist ist, je radikaler er sich gebärdet, um so gieriger auch am Eigentum hängt.”
Diese frühe Erkennung eines großartigen Dichters und Romanautors zu Beginn der Bewegung reichte nicht aus, um die Diktatur, Gewalt und Schreckensherrschaft des Kommunismus während siebzig Jahren zu durchschauen und abzuschaffen. Erst der innere wirtschaftliche Zusammenbruch hat diese falsch angewandte Theorie von Karl Marx weitgehend erledigt, oder wie heute in China, umgestaltet.
Letztlich ist die heutige Weltbevölkerung immernoch auf der Suche nach einer idealen und gerechten Staatsform, welche die Menschen annähernd gleich behandelt und ihnen gleiche Entwicklungen ermöglicht.

Die gierigen und raffsüchtigen Politiker aber, haben alle Systeme überlebt und treiben auch weiterhin ihr Unwesen, ob Sozialisten, Kommunisten, Liberale oder ohne Weltanschauung. Gier, Geiz und Raffsucht scheint stärker als jede Revolution zu sein. Ein Glück dass auch das Leben von Politikern endlich ist.

quarta-feira, 1 de novembro de 2017

Warum die Gewalt in Brasilien wächst



Dieser Tage veröffentlichte das brasilianische Forum für öffentliche Sicherheit seinen Jahresbericht. Was darin bekanntgegeben wird ist erschreckend. Die Gewalt und damit die gewaltsamen Todeszahlen wachsen in einem zweistelligen Prozentsatz. Während die Statistik im Jahr 2011 noch von 50.126 Toten ausging, zählte man im Jahr 2016 bereits 61.619 Personen die durch die Schusswaffe oder sonstige Gewalteingriffe starben. Dabei handelt es sich um überwiegend junge Menschen, 82 Prozent waren zwischen 12 und 29 Jahre alt, und 76 Prozent waren Farbige. Wenn man dann die Statistik weiter untersucht, dann erfährt man, dass die gefährlichsten Staaten im Norden Brasiliens liegen, Amapá kommt auf 7,5 Tote per einhunderttausend Einwohner, Sergipe auf 4,1 und Pará auf 3,4. Erschreckend ist, dass in dieser Statistik aber Rio de Janeiro mit 5,6 pro hunderttausend Toten an zweiter Stelle steht. Wenn man weiter ins Detail geht, dann zeigt die Statistik die gefährlichsten Städte. Diese wird angeführt von Aracajú mit 67 pro hunderttausend, Belem mit 65 und überraschenderweise Porto Alegre mit 64 Toten pro hunderttausend Einwohnern.
Damit widerlegen die Zahlen, dass es sich um ein reines Problem des Nordens Brasiliens handelt, wo die Armut am größten ist und die Bildungsentwicklung nicht dem Standard des Rests des Landes entspricht.
Täglich erfährt man in den Medien, was in Rio de Janeiro geschieht und muss daraus den Schluss ziehen, dass diese Vorzeigestadt Brasiliens, die Millionen und Abermillionen Touristen anzieht, sich allmählich zu einen Kriegsschauplatz verwandelt hat. Wesentliche Teile der Stadt werden von Drogenhändlern und Militzen kontrolliert. In diese Gegenden traut sich die Polizei nur noch mit gepanzerten Fahrzeugen hinein, und wenn sie dort eine Aktion durchführt gibt es fast immer Tote. Die Zahl der erschossenen Polizisten ist besonders hoch und dies erzeugt dann wieder Gegenreaktionen. Aber was kann man von einem Staat erwarten, der selbst von seiner Führung systematisch ausgeplündert wurde.
Besonders überraschend sind für Außenstehende die Zahlen über Porto Alegre, darüber müsste nochmals extra berichtet werden.

Wie kann diese Situation aber verändert werden? Durch Erziehung und Strafe. Nur wenn man sofort mit der Erziehung von Kindern die in das schulpflichtige Alter kommen beginnt, und sie davon überzeugen kann, dass Ethik und Moral wichtiger und besser fürs Leben ist und man ihnen eine positive Perspektive für ihr Leben zeigen kann, könnte diese Situation sich langfristig ändern. Für die Bandenanführer, Drogenbarone und Militzen kann jedoch nur eine harte, konsequente Strafe zur Abschreckung führen. Vor allem müssen sie vom Drogengeld und der Außenkommunikation abgetrennt werden. Besonders wichtig ist aber, dass der Staat selbst ein Vorbild ist. 

quinta-feira, 26 de outubro de 2017

Wie stark ist Brasilien?



Nein, ich denke nicht an Fußball, da wird die Antwort nächstes Jahr zwischen Juni und Juli in Russland gegeben werden. Ich denke eher an das was die politische Klasse mit diesem Land so anstellt.
Reflektieren wir ein wenig: Nach den turbulenten Inflationsjahren der Redemokratisierungszeit trat ab 1994 etwas Ruhe und Ordnung ins politische Leben und das Land entwickelte sich auch wirtschaftlich wieder etwas. Es wurde privatisiert, ob dies alles gut oder weniger gut war, lassen wir mal dahingestellt sein, aber Regierung und Kongress führten das Land in die richtige Richtung. Dann kamen von 2003 bis 2010 die Lula-Jahre, da ging es öfters recht kunterbund zu, aber dank der steigenden Preise von Rohprodukten wie Eisenerz und Soja auf dem Weltmarkt, machte Brasilien einen Sprung nach vorne und zählte zu den sieben führenden Wirtschaftsnationen der Welt. Viele glaubten, dass die kritischen Zeiten vorbei wären, politische Stabilität kehrte ein, wirtschaftliche ebenso, der Abschied aus der Gruppe der Entwicklungsländer war bereits eingeläutet. Doch wer genau hinschaute, erkannte bereits ab 2007 mit dem Aufkommen des Skandals “mensalão”, das hinter verschlossenen Türen verschoben und gestohlen wurde. Auch als Präsident Lula erklärte dass die weltweite Bankenkrise des Jahres 2008 Brasilien nicht erreichen würde, war dies in Wirklichkeit nur Augenwischerei.
Mit der Wahl seiner Kabinettsministerin Dilma Rousseff, zur Präsidentin ab 2011 hat er dann weder sich selbst noch dem Land einen Gefallen getan. Was eigentlich bis heute unverständlich ist, dass sie trotz katastrophaler Amtsführung und öffentlicher Auftritte die nur Donald Trump noch überbieten kann, im Jahr 2014 wiedergewählt wurde. Dann aber zeigte sich in einer stagnierenden Weltwirtschaft ihre Unfähigkeit das Land sowohl politisch als auch wirtschaftlich zu führen. Die Amtsenthebung war zwar ein etwas konstruiertes Impeachment, aber zum Wohle des Landes notwendig.
Seitdem ist die Führung des Landes nicht stabiler geworden. Im Gegenteil, die in einer Demokratie so wichtige Teilung in drei Gewalten, gestaltete sich nun zu einem drei Frontenkrieg, jeder gegen jeden. Dazu kommt noch, dass mittlerweile auch der politisch uninteressierteste Bürger weiß, dass in den Kreisen um Brasilia fast nur noch gelogen, geschoben und betrogen wird. Alles irgendwie zum Wohle der politischen Klasse. Wenn das weiße Hemd für Sauberkeit stehen würde, müsste das Tragen in den einschlägigen Kreisen verboten werden und per Dekret das Tragen von schwarzen Hemden Pflicht werden.
Nach der gestrigen Abstimmung, die Präsident Temer knapp vor einem Debakel bewahrte, ist die Situation weder einfacher noch besser geworden. Das Land wird diese schwache und gebeutelte Regierung und diesen Geben- und Nehmenzustand noch weitere 14 Monate ertragen müssen.
Ein Glück ist nur, dass Brasilien ein großes Land ist, und dass sich unter den 200 Millionen Bewohnern  eine große Mehrheit ehrlicher und arbeitswilliger Menschen befinden, die weiterhin zum Fortschritt und der Entwicklung beitragen, sonst wäre es um die Zukunft schlecht bestellt. Man wünscht sich nur, dass die Wahlberechtigten in einem Jahr endlich kritisch hinterfragen werden und ihre Stimme nur denen geben, die überzeugend das Land repräsentieren wollen und nicht nur an ihre Vorteile denken.



sexta-feira, 20 de outubro de 2017

Martin Luther ein Revolutionär


Wenn dieser Tage an Martin Luther, wegen des Anschlagens seiner 95 Thesen an die Wittenberger Kirchentür, gedacht wird. Dann weiß ein Jeder, dass damit die kirchliche Spaltung in Europa verbunden war.
Doch Luthers revolutionäre Tätigkeit basiert nicht nur auf dieser Trennung, sondern ganz besonders wegen der Übersetzung der Bibel in die damalige allgemeinverständliche Sprache. Da es noch kein einheitliches Deutsch gab, bemühte er sich geradezu missionarisch, das Neue Testament vom griechischen und lateinischen Text in eine Umgangssprache zu übertragen, damit zukünftig der einfache Bürger, der mehrheitlich des Lesens nicht mächtig war, die Vorträge der Prediger verstehen konnte. Dies war ein wichtiger Schritt zum schaffen einer einheitlichen Umgangssprache in den deutschen Ländern. Mit dieser Bibel konnte auch Nichtbegüterten Unterricht gegeben  und somit langsam das Analphabetentum verringert werden.
Eine andere Revolution, die unserer heutigen Informationsrevolution ähnlich ist, war die Herstellung seiner Druck- und Flugschriften mit der Presse. Einer Technik, die um 1450 von Johannes Gutenberg in Mainz entwickelt wurde, aber in der Zeit bis zu Luthers Pamphlet-Aufklärung hauptsächlich nur zum esoterischen Buchdruck diente. Mit seinen Flugblättern, seinen Kirchenschriften, die Martin Luther kostenlos verteilte, erlangte er eine Popularität und seine Bewegung eine Dynamik, die selbst von dem Papst in Rom und den Fürsten nicht mehr aufzuhalten war.
Insofern ist Luthers Innovation mit der heutigen elektronischen Entwicklung vergleichbar. Es war bis vor wenigen Jahrzehnten undenkbar, dass ein völlig Unbekannter durch die Benutzung virtueller Medien einen Bekanntheitsgrad erreichen konnte, den er in gedruckter Form so schwerlich oder nur mit Hilfe von Verlagen, Zeitungen oder den traditionellen Medien Rundfunk und Fernsehen hätte erreichen können. Da diese traditionellen Medien jedoch widerum recht elitär verwaltet und gesteuert sind, würde ein Unbekannter, sei er Philosoph, Schriftsteller oder Politiker niemals eine Verbreitung erhalten wie es heute über facebook, twitter, whatsapp oder andere Applikationen möglich ist.
Zwei Beispiele zeigen sowohl die positive als auch die negative Seite dieser neuen Kommunikationsrevolution auf. Einmal die Wahl Barack Obamas zum amerikanischen Präsidenten 2008. Ohne Facebook und tweets hätte er seinen Wahlkampf nie gewinnen können. Für das Gegenteil steht sein Nachfolger Donald Trump, der seiner Twitter-Sätze und Kurztiraden über alles und alle loslässt und somit selbst die traditionelle Presse in die Defensive drängt. Er benötigt keine gute Sprache, keine ausgewogene Meinung und keine fundamentierten Argumente, er schlägt emotional um sich wie es ihm gerade gefällt. Die Plattform Twitter gibt ihm dazu die Möglichkeit.

Ähnliches erreichte Luther mit seinen Massenschriften. Dass dies zu Aufständen führte die unkontrollierbar wurden und hunderttausende das Leben kostete, war von ihm weder beabsichtigt noch gewollt. Doch wenn man eine Revolution in Gang bringt, sind die Auswirkungen vorher nie abzusehen. 

terça-feira, 3 de outubro de 2017

Palácio Alvorado oder Penitenciaria Curitiba


So dicht liegen in Brasilien die Möglichkeiten zusammen. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis der Werkzeugmechaniker Inácio Lula da Silva aus der Automobilregion von São Bernardo de Campo, über seinen langen Weg als Gewerkschaftler der Metallindustrie und schließlich als deren Anführer, zum meistbeachteten brasilianischen Politiker und schließlich zum Präsidenten gewählt wurde. Es war ein Weg wie im Märchen, vom armen Jungen aus dem Sertão des Nordostens an die Spitze des fünftgrößten Landes der Erde.
So wurde es dann auch aufgenommen, im Land selbst, denn er erreichte diese Position nach einer demokratisch, legalen Wahl und besonders in den Ländern der ersten Welt, wo man schon lange eine Schwäche für sogenannte “underdogs” in der Politik hat, da sie letztlich das soziale Gewissen beruhigen. Selbst der amerikanische Präsident nannte ihn tief beeindruckt: “he´s the guy”.
Wo immer Präsident Lula hinreiste, und er reiste sehr viel, wurde er mit Zuneigung und Respekt empfangen. Man war davon überzeugt, dass nun in Brasilien und damit vielleicht in ganz Südamerika andere Zeiten beginnen würden. Vorbei die Diktatoren, die Zeit der Militärregierungen und auch vorbei die Zeit da Präsidenten nur aus der gesellschaftlichen Elite stammten, während das Volk mit einem Hungerlohn abgespeist wurde. Nun endlich würde soziale Gerechtigkeit einkehren und das Land sich richtig entwickeln.
Die erste Amtsperiode von 2003 bis 2006 schien auch diese Erwartungen voll zu erfüllen. Der neue Präsident hatte keine Vorurteile und ließ sowohl traditionelle Parteien als auch Wirtschaftsführer an seiner Regierung teilhaben. Es schien, dass ihm der Spagat zwischen  sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlichem Fortschritt voll gelingen würde. Als dann nach seiner Wiederwahl im Jahr 2007 die ersten Korruptionsvorwürfe um gekaufte Stimmen im Kongress auftauchten, war zwar sein Ansehen zunächst einmal angekratzt, aber eloquent wie Lula immer ist, verwies er darauf, dass ihn selbst engste Mitarbeiter getäuscht und enttäuscht hätten. Sie mussten dann den Kopf hin halten und wanderten ins Gefängnis.
Auch die Wirtschaftskrise von 2008 winkte er mit einem Lächeln durch, nannte sie für Brasilien höchstens ein ”Windchen”.  Dementsprechend gelang es ihm dann auch im Jahr 2010 seine eigentlich unpopuläre Ministerin Dilma Rousseff  als Nachfolgerin in den  Präsidentenpalast wählen zu lassen. Es ging nun nicht mehr ganz so geschmiert, erste Korruptionsfälle und auch eine beginnende stagnierte Wirtschaft stellten das Programm der Arbeiterpartei bereits in Frage, aber im Wahlkampf 2014 warf sich Lula noch einmal kräftig ins Zeug und garantierte seiner Nachfolgerin die Wiederwahl.
Danach ging es ziemlich schnell abwärts, bis sie im Winter 2016 abgewählt wurde. Nun konnte auch Lula nichts mehr retten.
 Inzwischen interessiert sich die Polizei und die Justiz immer mehr um Stimmenkauf, illegale Wahlgeschenke von Konzernen im Tausch für Staatsaufträge und billige Staatskredite. Staatsbetriebe wie die Ölgesellschaft Petrobras wurden nur noch dazu benutzt damit sich Politiker und Parteien bereichern konnten, kurz eine Korruptionswelle kam ins Rollen, die bis heute noch lange nicht voll aufgeklärt ist. Inmitten dieser Welle befindet sich die Arbeiterpartei und ihre führenden Funktionäre und Minister als Meister der offenen Hand und der verschobenen Staatsgelder. Auch Ex-Präsident Lula hat sich offensichtlich ordentlich bedienen lassen, hier ein Apartment dort ein Sitio oder ein Grundstück, ein Schelm wer Böses dabei denkt. Mittlerweile liegen seine Akten bei der Justiz in Curitiba, und eine Verurteilung wurde bereits ausgesprochen, die jedoch in der ersten Instanz noch keine rechtliche Wirkung hat.
In einem Jahr wird in Brasilien der neue Präsident gewählt und bereits heute, beginnen die Meinungsforschungsinstitute mit ihren Umfragen. Dabei liegt Ex-Präsident Lula mit weitem Abstand an der Spitze. Offensichtlich hat ihm der Prozess vor dem Gericht in Curitiba nicht sehr geschadet. Die Beweise von passiver Korruption sind zwar erdrückend, wenn aber das Berufungsgericht in zweiter Instanz das Urteil nicht bestätigen würde, stände einer Wiederwahl Lulas im Jahr 2018 nichts im Wege.

Dieses mal liegt aber die Entscheidung Alvorada oder Curitiba nicht bei ihm oder den Wählern, sondern bei der Justiz.

quinta-feira, 24 de agosto de 2017

Die Politiker und ihr Untergang


Dieser Tage las ich unter vielen Kommentaren, die man ebenso schnell wieder vergessen kann einen Satz der zu denken gibt: “Não há sistema de governo eficiente quando, da base à pirâmide política está corroída pela má qualidade. ” Auf deutsch: ”Es kann kein effizientes Regierungssytem geben, wenn es von der Basis bis zur Spitze  durch seine schlechte Qualität zerfressen ist.” Diesen eindeutigen Ausspruch schrieb der bekannte Jurist und Ex-Minister Almir Pazzianotto in einem bemerkenswerten Artikel.
Ergänzend dazu eine Aussage des Abgeordneten Vicente Cândido in einer Diskussion über die Zukunft des politischen Systems in Brasilien:” Das Einzige was den Kongress heute vereint, ist der Wunsch wiedergewählt zu werden.”
Irgendwie erinnert mich dieser ganze derzeitige politische Vorgang in Brasilien an den Untergang der Titanic. Während in einem Ballsaal noch fröhlich zum Tanz Musik gemacht wurde, kämpften die anderen im Untergeschoss bereits ums Überleben, bis dann schließlich das gesamte Schiff sank.
Brasilien wird nicht sinken, aber vielleicht in einem politischen Chaos versinken, wenn die Herren Volksvertreter nicht endlich aufhören nur an sich zu denken, an ihre Sitze, ihre Pfründe, ihre Vorteile und ihre lebenslange Versorgung.
Irgendwann können dann keine Renten mehr bezahlt werden, bleibt für die Schulen und Universitäten kein Geld mehr übrig, bricht das Gesundheitssystem zusammen, das Sicherheitssystem schon lange, aber die Herren Politiker und ihre Staatsdiener bedienen sich weiterhin aus der Kasse, bis sie völlig leer ist.  
Die Titanic verschwand für immer im Meer, Brasilien wird nicht verschwinden aber wenn dann alle Kassen leer sind, dann bleibt auch für die Politiker und ihren Tross nichts mehr übrig.

Muss man es wirklich soweit kommen lassen?                              

terça-feira, 15 de agosto de 2017

Brasilien in der Warteschleife


Dieser Tage wurde der Lateinamerikaexperte an der John Hopkins Universität in Washington, Riordan Roett,  befragt: Welche Bedeutung heute Lateinamerika und besonders Südamerika unter dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump hätte. Er war zwar diplomatisch, aber es war leicht herauszuhören, das die neue amerikanische Administration an dem südlichen Teil des Kontinents wenig Interesse zeigt. Wenn man einmal die Grenzsicherheit mit Mexiko ausklammert, und seine neuesten Töne über Ordnung in Venezuela als bloses Drohen abtut, dann existiert für die Trumpadministration Südamerika praktisch nicht.
Aber neben der offiziellen Regierungspolitik findet man derzeit auch wenig nordamerikanische Geschäftsleute oder Investoren, die sich besonders für den östlichen Teil des Subkontinents interessieren würden. Während die Pazifikanrainer, Equador, Kolumbien, Peru und Chile im Transpazifik-Pakt noch eine wirtschaftspolitische Verbindung zum großen Bruder im Norden haben, steht der Mercosul mal wieder ganz verlassen da. Mit dem argentinischen Präsidenten Macri verbinden Trump noch ehemalige Geschäftsverbindungen, aber der derzeitige brasilianische Regierungschef wird nur abschätzig als “lame duck” als “lahme Ente” bezeichnet.
Das ist keine Auszeichnung für das fünftgrößte Land der Erde, das einmal die fünfte Wirtschaftsmacht war und als BRICS-Mitglied zu den wirtschafts und politischen Nationen der Zukunft gehörte. Den Namen des brasilianischen Außenministers kennt im Ausland so gut wie niemand, da der derzeitige der fünfte in 3 Jahren ist.  Man muss es klar sagen, Brasilien hat sich von der Weltpolitik eine “Auszeit” genommen. Derzeit gibt es nur ein Thema, und das heißt überleben. Eine Regierung die nahezu täglich nur ums Überleben kämpft, kann keine Strategie entwickeln, kann keine weiterreichenden Abmachungen treffen sondern plant nur von morgens um sechs bis Mitternacht.
Die Regierung schleift sich mühsam über die Runden und hofft, dass sie innenpolitisch die nächsten 16 Monate überstehen kann. Das ist aber für solch eine Nation einfach zu wenig. Die Welt entwickelt sich rasend weiter, geht vorwärts und Brasilien versinkt in Lethargie.
Gäbe es da nicht den 200 Millionen Konsumentenmarkt, würde das Land weltpolitisch so vergessen werden wie eine einsame Insel in der Südsee. Experten und Positivisten mögen noch so sehr die Trommel rühren und Brasiliens Einmaligkeit auf den Gebieten wie Biosphäre, natürlicher Energie und Kreativität herausstreichen. Aufgrund seiner politisch-juristischen Labilität, seines ziemlich verschlossenen Marktes und der fehlenden Innovation, erweckt es derzeit wenig Begeisterung.

Wer auch immer 2019 die Regierung übernehmen wird, der muss einen herkulanischen Kraftakt durchführen um Brasilien in der Weltgemeinschaft wieder Achtung zu verschaffen.

sexta-feira, 4 de agosto de 2017

Das Dieselauto wird sich von selbst erledigen


Was hat die deutsche Automobilindustrie nicht alles getan um den Dieselmotor in besseren Autos und Luxuskarossen salonfähig zu machen. Zunächst sprach für diesen Motor seine Langlebigkeit, seine geringerer Verbrauch und dass er kostengünstiger wäre. Damit wurde er das bevorzugte Aggregat für Vielfahrer, wie Taxis. Aber die Autobauer ließen nicht locker, sie wollten diesen technisch weniger anspruchsvollen Motor auch in ihren höheren Preisklassen verkaufen und damit auch den amerikanischen Markt erobern. Um dies zu erreichen, mussten allerdings die Abgaswerte reduziert werden. Wie mittlerweile bekannt wurde, ist dies nur mit Hilfe einer raffinierten Software gelungen, die selbst professionelle Testinstitute austrickste.
Damit müssen die deutschen Autobauer mit empfindlichen Strafen rechnen, außerdem ist das Image erst einmal im Keller. Aber es kam noch schlimmer, nun reagieren auch verschiedene staatliche Aufsichtsbehörden in Europa. In Deutschland wollen einige Städte, wie Stuttgart, den Dieselmotor in der Innenstadt ganz verbieten, der verschmutzenden Abgase wegen, und das ausgerechnet dort wo das Auto erfunden wurde und einer der größten Autobauer beheimatet ist.
Mittlerweile beschäftigt sich auch die deutsche Regierung damit, denn es geht um Arbeitsplätze, potente Steuerzahler und die Basis des deutschen Exports. Die Autobauer sind eine Macht.
Wenn man allerdings etwas weiter  nach vorne blickt, kann man leicht erkennen, dass sich der Dieselmotor früher oder später selbst erledigen wird. Wenn man die Versuche verfolgt die bereits mit Hybridmotoren und Elektromotoren unternommnen werden, dann ist es offensichtlich, dass dem sauberen Motor, ohne oder mit geringen Abgasen, die Zukunft gehört. Es ist eine Frage der Zeit, bis sich der Käufer mehr und mehr dafür entscheidet und dann die Autos kauft, die in diese Richtung am weitesten entwickelt sind. Die Automobilindustrie, besonders die deutsche sollte sich rasch darauf einstellen, ehe sie von Tesla und anderen risikobereiten Neuentwicklern überholt werden wird.

segunda-feira, 31 de julho de 2017

Brasilien, das Land der Zukunft


Dieses Schlagwort, einst von Stefan Zweig geprägt, wird nun seit den 1940er Jahren geradezu gebetsmühlenartig wiederholt und soll, in vielen Reden eingebaut, immer wieder Investoren und Besucher von der großen Zukunft Brasiliens überzeugen.
Da aber eine derart vage Aussage irgend wann unglaubwürdig wird, hat mich heute ein Artikel im Estado de S.P. sehr beeindruckt. Der Journalist, Fernão Lara Mesquita, erinnerte daran in welchem Zustand sich die USA vor etwa 120 Jahren befanden:
“Vor etwa 100 bis 120 Jahren befanden sich die Vereinigten Staaten in einer ziemlich ähnlichen Krise wie Brasilien heute. Es war das Ende der ländlichen Kultur, und der Beginn einer chaotischen Urbanisierung, die Explosion der Misere und der Gewalt in den Großstädten, die Entwicklung der Fertigungsindustrie welche viele Arbeitsplätze durch neue Technologien kostete,…….. die Räuber Barone entdeckten diese Wege zuerst und bauten in einem nie geglaubten Ausmaß Monopole, mit der Hilfe korrupter Politiker, auf ……..Es war dann der Stellvertreter des ermordeten Präsidenten McKinley, Theorore Roosevelt, der versuchte etwas Ordnung in dieses Chaos zu bringen”.
Wenn man aber bedenkt, dass nach Roosevelt noch viele Präsidenten dagegen angekämpft haben, dann kann man sehen wie lange es, im mächtigsten Land der Erde, gedauert hat um die Korruption zwischen Politikern und Unternehmern zu unterbinden. Wer heute in den USA noch korrupt ist und erwischt wird, dem kann lebenslänglich drohen, wie dem Finanzjongleur  Bernie Madoff im Jahr 2009.
Betrachten wir nun den langen Weg, den die USA gegangen sind, von Roosevelts ersten Versuchen, im Jahr 1902, bis heute, dann wird man wohl Stefan Zweigs Aussage über Brasilien auf das 22. Jahrhundert vertagen müssen.


quinta-feira, 20 de julho de 2017

Gott ist Brasilianer


Dies sagt allenthalben der brasilianische Volksmund. Warum eigentlich? Weil das Land mit soviel Naturschönheiten gesegnet ist, einen fruchtbaren Boden hat, vor keinen Naturkatastrophen Angst haben muss? Die einzige ist, wenn irgendwo zuviel Regen fällt, aber das geschieht ja schon seit vielen Jahrhunderten und da Gott sich nicht um alle Vorsorge kümmern kann, hätten dies eben die Menschen regeln müssen. Sprich Schutz und Abflusswege bauen, auch wenn es nur alle paar Jahre geschieht.
Dabei steht doch schon in Mose 1, Vers 27: “und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn…..”. Wenn wir nun diesem Bibelauszug folgen, sollte der Mensch der verlängerte Arm Gottes auf Erden sein und sich hier um die Details kümmern, die Gott alleine nicht alle erledigen kann. Wenn man aber die Menschheit ansieht, so ist sie doch weit entfernt Gottes Ebenbild darzustellen,im Gegenteil sie verhält sich in vielen Fällen wie ein unerzogenes Kind, das allen Anweisungen und Ratschlägen zum Trotz genau das Gegenteil tut. Irgendwo muss da auf dem langen Weg zwischen Himmel und Erde etwas schief gelaufen oder von dritten Mächten beeinflusst worden sein.
Wenn aber Gott Brasilianer sein soll, dann sollte eigentlich der Brasilianer am ehesten Gottes Ebenbild darstellen. Diese spezielle Auffassung scheint derzeit der ehemalige Präsident Lula zu haben, denn von seiner kürzlichen Verurteilung zu über neun Jahren Haftstrafe hält er überhaupt nichts, im Gegenteil er sei doch der ehrlichste Mensch im Lande und somit am ehesten ein Ebenbild Gottes. Da kann die Justiz machen was sie will, da können die Beweise und Zeugenaussagen noch so drückend sein, Lula fühlt sich nur Gott untergeordnet, denn er nimmt die Überschrift wörtlich, wenn Gott Brasilianer ist, dann ist er mindestens sein Sohn und kann folglich nur von ihm bestraft werden.
Da wird es die Justiz sicher noch sehr schwer haben ihr Urteil durchzusetzen, denn Lula steht über der Justiz, nur Gott kann ihn verurteilen und der läßt noch eine gewisse Zeit dazu und beobachtet den Prozess von oben. Nur wenn er einmal zuschlägt, dann wird es keinen Einspruch dagegen geben. Aber ob Lula dann still bleibt, das weiß man noch nicht.



sexta-feira, 30 de junho de 2017

Brasilien verstehen


Eigentlich glaubte ich das Land zu verstehen. Lebe seit 40 Jahren hier, arbeitete viele Jahre im Außenhandel, seit 22 Jahren als Journalist und seit 12 Jahren als Historiker, habe das Land von Süden bis Norden bereist, mit Menschen aller Schichten gesprochen und teilweise zusammen gelebt, aber derzeit kommt es mir mal wieder vor als lebe ich in einem fremden Land. Wer regiert hier eigentlich? Der Präsident, der als solcher nicht gewählt wurde, mit seinen ständig wechselnden Ministern, deren Namen kaum mehr jemand kennt, der Kongress der sich einesteils selbst zerfleischt und andererseits völlig unberechenbar ist, da 35 Parteien nie zu einer Einigkeit finden und Mehrheit erhält wer bessere Versprechen und Geschenke macht. Die Justiz, die eigentlich für Sauberkeit im Umgang mit den Gesetzen sorgen sollte, aber sich mehr und mehr politisiert und sich ihre Beweise bei zweifelhaften politischen oder Wirtschaftsführern holt, die dafür fast straffrei ausgehen?
Es ist recht schwierig derzeit das Land zu verstehen. Das mag auch der Grund sein, weshalb das Volk erstaunlicherweise recht still hält und es kaum zu Massendemonstrationen oder Streiks kommt, auch diese werden sehr verhalten und oft nur pflichtbewusst durchgeführt, weil die unzählbaren Gewerkschaften sie dazu drängen. Diese widerum verhalten sich recht ruhig, erhalten sie doch ihre Gelder aus der Staatskasse, die dafür jedem Arbeiter und Angestellten einen Tageslohn pro Jahr aus der Tasche zieht. Gegenleistung? Keine.
Dies alles zeigt daraufhin, dass es sich um ein morbides Staatssystem handelt, das eigentlich nur durch den Konsum von 200 Millionen Menschen zusammengehalten wird. Da diese täglich versorgt werden müssen und die Meisten auch pünktlich ihre Rechnungen bezahlen ist jedenfalls garantiert, dass die Mehrheit mit Strom versorgt wird, das Wasser noch fließt, die Supermärkte gut bestückt sind, dass Zapfsäulen noch Sprit abgeben und die Ampeln noch funktionieren. Ja dass selbst  noch regelmäßig Fussball im Land gespielt wird und die Zuschauer sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln rechtzeig zu den Stadien kommen.
Wenn man es so sieht, ist doch alles in Ordnung. Sogar die Inflation ist auf ein erträgliches Maß zurück geschraubt worden, die Verkehrstoten und Kriminalzahlen haben auch nicht zugenommen, obwohl sie immer schon exorbitant hoch sind für ein Land das eigentlich im Frieden lebt.
Im Prinzip gibt es nur zwei negative Aspekte: mit 14 Millionen Arbeitslosen eine extrem hohe Zahl, die neue Investitionen weitgehend verhindert, und eben die morbide politische Führung, die so mit sich selbst beschäftigt ist, dass sie Volk und Land vergisst. Wozu benötigt man die dann noch?



quinta-feira, 22 de junho de 2017

Europa der Vaterländer

Die letzten 3 Wochen habe ich verschiedene Städte Europas bereist. Teilweise  um Verwandte und Freunde zu besuchen, oder aber um für mein Institut Kontakte zu erneuern oder neue zu knüpfen. Dabei kam man unwillkürlich auf die derzeit stattfindende Veränderung Europas zu sprechen. Europa, das nach dem Willen seiner Gründerväter ein Europa der Vaterländer sein sollte, hat inzwischen einen Weg eingeschlagen, der von einem großen Teil der Bevölkerung nicht mehr mitgetragen wird. Statt die Individualität der Vaterländer weiterhin anzuerkennen und zu pflegen, wurden zentrale Administrationen eingerichtet, die mehr und mehr über das Leben der Bürger entscheiden. Diese Administration wurde nie gewählt und ist nur wenigen gegenüber verantwortlich. Man hat eine Einheitswährung eingeführt und eine Europäische Zentralbank mit weitgehend unabhängiger Macht ausgestattet, die so tut, als wären alle Staaten in einer ähnlichen wirtschaftlichen Situation.
Dieser zentralistische europäische Apparat ist aber den Bürgern fremd geworden und trägt den unterschiedlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen der Mitgliedsländer wenig Rechnung. Es entstehen dadurch neue Vorurteile, die man eigentlich abbauen wollte. Europa ist so heterogen wie beispielsweise Brasilien. Man kann Piauí oder Maranhão nicht mit Rio Grande do Sul oder Santa Catarina vergleichen, já es geht noch weiter, man kann nicht einmal Rio de Janeiro mit São Paulo vergleichen. Das scheinen zwei unterschiedliche Welten zu sein. Ebenso sieht es in der alten Welt aus. Was hat die Bundesrepublik Deutschlands mit Griechenland, Portugal oder Bulgarien gemein? So gut wie nichts. Wirtschaftsleistung, soziale Struktur und selbst die Kultur könnte unterschiedlicher nicht sein.
Diese so schwer miteinander zu vereinbarenden Gesellschaftsstrukturen wurden über Jahrzehnte mit Verordnungen dazu verurteilt gleicher zu werden. Trotz dem Druck, der besonders von dem deutschen Finanzminister ausgeht, wurde wenig erreicht, außer, dass die besser situierten Länder für die ärmeren unverantwortliche Kredit geben, die nie zurückbezahlt werden können.
Dazu kommt die recht unkontrollierte muslimische Einwanderung, die Europa nicht nur vor neue Herausforderungen stellt, sondern es auch in seinem demokratisch, freiheitlichen Leben bedroht.
Europa hat sich in den 40 Jahren seit ich es verlassen habe sehr verändert, ob zum Besseren, das wird erst die Zukunft sagen. Auf jeden Fall steht es vor einer der größten Herausforderungen seiner Geschichte. 



quinta-feira, 6 de abril de 2017

Deutsche Sprache in Brasilien


Die Deutsche Sprache hat in Brasilien eine lange Tradition. Schon auf der Flotte von Pedro Álvares Cabral, der 1500 das Land bei Porto Seguro entdeckte, waren deutsche Schützen an Bord. Meister Johannes, der als Navigator angeheuert hatte, schrieb den ersten Brief von der glücklichen Ankunft an den portugiesischen König Emanuel I.
Danach hinterließ Hans Staden aus Homberg seine Spuren, der zwischen 1548 und 1552 zwei Mal in Brasilien war und bei der zweiten Reise Schiffbruch erlitt, als Kommandant auf dem Fort Bertioga bei Santos anheuerte, von den Tupinhambás neun Monate als Gefangerer festgehalten wurde und im Suppentopf enden sollte. Nach seiner glücklichen Befreiung und Rückkehr nach Hessen schrieb er das erste Buch über Brasilien, es erschien 1557 in Marburg in deutscher Sprache.
Im 17. Jahrhundert wählte dann der Jesuitenorden Brasilien als Missionsland aus. Unter den Ordensbrüdern waren viele aus deutschen Landen. Auch Moritz von Nassau-Siegen, der die holländische Kolonie in Pernambuco leitete kam aus einer deutschen Region. Sie alle sprachen, berichteten und pflegten auch in Übersee die Deutsche Sprache.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war dann Deutsch neben Portugiesisch, wohl die häufigste Sprache in dem größten Land Südamerikas. Mit der Flucht des portugiesischen Königshauses vor Napoleon im Jahr 1808, kamen besonders deutsche Ingenieure und Techniker, die sich um den Bau von Eisenfabriken kümmern sollten. Friedrich Wilhelm von Eschwege wurde zum Minen und Bergswerkschef ernannt, Ludwig Wilhem Varnhagen übernahm die wichtigste Eisenfabrik in Ipanema bei Sorocaba. Beide holten sich Meister und Facharbeiter mit deutscher Ausbildung.
Noch bedeutender wurde die Deutsche Sprache nach der Hochzeit Dom Pedros I. mit der Habsburger Prinzessin Leopoldine im Jahr 1817. Am Hof wurde in allen Bereichen Deutsch gesprochen. Als dann ab 1824 die organisierte Einwanderung und Siedlung in Brasilien begann, war Deutsch bereits eine Regionalsprache in Rio Grande do Sul, und ab den 1850er Jahren auch in Santa Catarina und vielen Teilen São Paulos.
Deutschland war trotz des Ersten Weltkriegs einer der wichtigsten Handelspartner des brasilianischen Reichs, bis mit dem Eintritt des Landes in den Zweiten Weltkrieg, die engen Verbindungen abgeschnitten wurden.
Danach wurde die Sprache genauso wie alle feindlichen Institutionen verboten. Dies bedeutete, dass es für zwei Generation nicht möglich oder opportun war sich mit der Sprache des Feindes zu beschäftigen.
Es war ein langer Weg, ab der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen im Jahr 1950 bis heute um Brasilianer davon zu überzeugen, wie wichtig und vorteilhaft es ist außer der Weltsprache Englisch auch wieder Deutsch zu lernen.
Dazu ist nun die Woche der deutschen Sprache, die von fünf diplomatischen Vertretungen in ganz Brasilien promoviert und gefördert wird, ein guter Schritt, diese Sprache weiter populär zu machen.



4.4.2017

quarta-feira, 22 de março de 2017

Schwaches Fleisch

Schon Jesus sagte zu seinen Jüngern: “Konntet Ihr nicht einmal eine Nacht wach bleiben?” Und fügte dann resigniert hinzu: “Ja, der Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach.” Dieser Bibelspruch muss wohl einem führenden Polizisten in den Sinn gekommen sein, als die Untersuchung des Verdachts auf Kommerzialisierung von verdorbenem Fleisch begann.
Mittlerweile hat sich dies zu einem handfesten und weltweiten Skandal ausgeweitet, denn wer will schon verdorbenes Fleisch essen? Weder die Brasilianer noch sonst jemand auf der Welt. Dabei hat das Land Jahrzehnte darum gekämpft als seriöser Fleischproduzent und Exporteur anerkannt zu werden. Lange Zeit stand die Krankheit der Maul und Klauenseuche als Hindernis dazwischen, inzwischen ist diese Krankheit unter Kontrolle und einem Erfolg des brasilianischen Fleischexports stand nichts mehr im Wege. Die größten Fleischfabriken stehen in Brasilien, die führenden Herstellungs- und Handelskonzerne sind brasilianische Firmen, werden an der Börse gehandelt, arbeiten mit den modernsten Maschinen, bilden ihre Lebensmittel-Ingenieure qualifiziert aus, und trotzdem gerät nun das ganze System in den Verdacht unsauber gearbeitet zu haben, die strengen Kontrollen unterlaufen zu haben und dafür gesorgt zu haben, dass schlechtes Fleisch in den Handel kommt.

Da kann man nur sagen, der Geist der Planung war perfekt, aber das Fleisch einiger Fabrikmanager und besonders der Kontrolleure aus dem Agrarministerium war schwach. Diese Schwäche hat in Brasilien aber ein System, sie findet man auf höchster Ebene, bei führenden Politikern, bei den wichtigsten Unternehmern, warum sollte also ein einfacher Fleischkontrolleur diese systemische Schwäche nicht auch haben und ein Produkt zertifizieren das eigentlich in den Abfall gehört. Natürlich nicht umsonst, jede Schwäche hat ihren Preis und dass am Ende der Kette dann auch noch die Gelder in Parteikassen geflossen sein sollen, zeigt wiederum, dass das planende Fleisch doch nicht so schwach gewesen sein kann, aber das hat ja der willige Geist entwickelt. 

quinta-feira, 16 de fevereiro de 2017

Vorhersehung



Vor einigen Tagen erhielt ich von einem Freund einen alten Zeitungsausschnitt, dieser muss wohl aus den späten 1970er Jahren stammen. Darin gab der damalige Präsident Ernesto Geisel ein Interview in dem er sagte:

       Se é vontade do povo brasileiro eu promoverei a abertura política no Brasil.
        Mas chegará um tempo que o povo sentirá saudade do regime militar.
        Pois muitos desses que lideram o fim do regime não estão visando o bem do povo, mas sim
        seus próprio interesses.
   Übersetzt:

Fall das brasilianische Volk es will, werde ich die politische Öffnung veranlassen. Aber es wird die        Zeit kommen, da das Volk Sehnsucht nach dem Militärregime hat denn viele der Anführer für das Ende des Regimes, haben keineswegs das Wohl des Volkes im Auge, sondern nur ihre eigenen Interessen.

Es ist schon ein wenig makaber dies heute zu lesen, denn  sicherlich will kaum jemand das Militärregime zurück haben, aber wenn man die Ereignisse in Espirito Santo und in Rio de Janeiro sieht, kann man nur hoffen, dass das Militär noch lange in den Städten bleibt. Eben diejenigen welche so gerne von Demokratie reden und sie vorleben sollten, haben beide Staaten zu Grunde gerichtet, genauso wie die dreizehn Jahre PT-Regierung einen Scherbenhaufen zurückgelassen hat, den das Volk nun ausbaden muss. Warum demonstrieren die zwölf Millionen Arbeitslose nicht vor dem Sitz der PT oder vor Lulas Penthouse in São Bernardo oder vor Dila Rousseffs Domizil?
Wenn man die heutige Zusammensetzung von Regierung und Kongress ansieht, dann kann man nur sagen, Ernesto Geisel war ein Visionär, oder zumindest: er kannte seine Pappenheimer.


     

quinta-feira, 2 de fevereiro de 2017

Die stille Revolution in Brasilien


Nein ich meine nicht die regelmäßigen Demonstrationen in den Großstädten des Landes gegen viele Entscheidungen des Staates, auch nicht die Aufstände und Massaker in den Gefängnissen, ich meine die Revolution innerhalb des Staatsapparates, besonders in der Justiz.
Um die Worte des ehemaligen Präsidenten Lula zu benutzen: “ Noch nie in der Geschichte des Landes ...” hat die Justiz so tiefgreifend gegen die institutionelle Korruption gekämpft. Dies begann bereits im Jahr 2007 mit dem mensalão. Wiewohl dies ein innerer Kampf der Politiker unter sich war. Roberto Jefferson fühlte sich bei der illegalen Spendenvergabe betrogen und denunzierte besonders die Vertreter der Regierungspartei. Erstaunlich und noch nie dagewesen war, dass tatsächlich ein Minister verurteilt wurde und heute noch sitzt, ebenso wie einige Mittelsmänner aus Staatsbetrieben die zur Geldwäsche herhalten mussten.
Was aber seit 2014 unter dem Begriff “lava jato” geschieht, hat es so in der brasilianischen Geschichte noch nie gegeben. Mittlerweile sitzen ein ehemaliger mächtiger Kongresspräsident, ein ehemaliger angesehener Gouverneur, eine ganze Reihe Politiker und der ehemals reichste Mann des Landes in Untersuchungshaft. Der größte Bauunternehmer wurde bereits rechtskräftig verurteilt und vor den Aussagen seiner Mitarbeiter, die bereits beim höchsten Gericht hinterlegt sind, zittert ein Großteil der politischen Klasse des Landes.
Es scheint so, als ob es Polizei und Justiz gelänge den Korruptionspolypen mit seinen tausend Köpfen, der von den Entdeckern mit ins Land gebracht wurde, nach über 500 Jahren wenn nicht auszumerzen, so doch empfindlich zu stutzen.
Nach den derzeitigen Eingriffen der Justiz in das politische und wirtschaftliche Leben Brasiliens ist es schwer vorstellbar dass die sorglose offene Korruption, die ein Teil des Geschäftslebens des Landes war, so weitverbreitet zurückkehren wird.
Dass bei den Aktionen der letzten Jahre der eine oder andere Staatsanwalt und Richter über das Ziel hinausgeschossen sind, kann man bei der historischen Bedeutung dieser Untersuchungen entschuldigen.

Ob diese Revolution anhält und das Land auf dem Weg zu einem saubereren  Geschäftgebaren in Politik und Wirtschaft  weiterbringt, wird man spätestens bei den nächsten Wahlen im Jahr 2018 sehen, denn auch der Wähler ist gefordert seinen Teil dazu beizutragen.

terça-feira, 24 de janeiro de 2017

Ein Nero der Gegenwart ?

                                         
In einer angesehenen deutschen Zeitung verglich ein renommierter Journalist den angehenden amerikanischen Präsidenten mit dem verschwenderischen römischen Kaiser Nero, der als 17jähriger im Jahre 54 nach Christus an die Macht kam und sich nach vierzehn wilden und turbulenten Regierungsjahren umbrachte.
Wie kommt aber ein seriöser Journalist darauf den neuen, freigewählten Präsidenten des wichtigsten Landes der Erde der Gegenwart mit einem neurotischen und später schizophrenen Herrscher im alten Rom zu vergleichen?
Nun, die Bauleidenschaft und der klassische Prunk in dem Präsident Trump gewohnt ist zu residieren haben durchaus altrömische Züge. Wer die Bilder sah, die im Internet von Donald Trumps eingerichteter Wohnung im Trump-Tower in Manhattan kursierten, der musste sich unvermittelt in die Paläste der Nerozeit zurückversetzt fühlen. Verglichen mit dieser goldschweren Dekoration wirkt selbst das Weiße Haus in Washington wie das Wohnhaus eines amerikanischen Südstaaten-Farmers. Ob Herr Trump sich dort zurechtfinden kann?
Zu den Höhepunkten Neros Lebens gehörte, dass er als Sänger und Schauspieler auftrat und sich im Beifall der Massen badete. Trumps Auftreten ist durchaus eines Schauspielers würdig, das Szenarium, das begeisterte Publikum, das sich an seiner einfachen, populistischen Sprache berauscht und ihm begeistert Beifallsovationen dar bringt. Als langjähriger Fernsehshowmann weiß er sehr wohl was die Massen hören wollen und wie man sie aufwiegelt. Trumps rassistische Äußerungen und seine Vorurteile gegen andere als die amerikanisch-weißen Ethnien, können durchaus mit Neros Christenverfolgung verglichen werden. Ob Mexikaner, ob Muslime, Hispanos oder andere Rassen von Zuwanderern, Trump will sie zumindest ausweisen.
Sein Privatleben und sein Verhältnis zu Frauen ist mit Skandalen und Beschuldigungen gepflastert, die vielfach einfach unter den Teppich gekehrt werden, aber sicher bei Bedarf wieder auftauchen werden und dem Präsidenten noch einige unruhige Stunde bescheren werden.
Nero war immer der Mittelpunkt, wo immer er auch auftrat. Selbst bei den Festspielen der Jugend, die er in Griechenland ausrufen ließ, legte er alle Termine der Veranstaltungen so, dass er jeweils daran teilnehmen konnte. Vom Sängerwettbewerb mit der Kithara ( heute wäre es die Elektrogitarre) bis zum Wagenrennen, Nero war immer der Gewinner. Eine ganze Karawane musste seine 1808 Siegeskränze nach Rom transportieren.
Selbst als er Rom in Flammen aufgehen ließ (64 n.Chr.), dachte er nur an eines, den Neuaufbau mit steinernen, prunkvollen Palästen die jedem Feuer wiederstehen konnten. Als er sich nach 14 Regierungsjahren das Leben nahm, waren seine letzten Worte:” Welch ein Künstler geht in mir zugrunde.”

Nun Donald Trump wird sicher keine 14 Jahre regieren und hoffentlich auch Washington nicht in Flammen aufgehen lassen, aber dass er sich als der Retter der amerikanischen Nation sieht und zwar nur sich allein, das kann man täglich seinen Reden entnehmen. Übrigens erinnert dies an einen ehemaligen brasilianischen Präsidenten, der ebenfalls gerne die Worte gebrauchte: “Niemals in der Geschichte dieses Landes ......” Wohin aber seine Regierung und die seiner Nachfolgerin dieses Land führte sehen wir täglich.

segunda-feira, 16 de janeiro de 2017

Politische Gegenwart





Es sind die Jungen, die die Welt verändern, ihnen gehört die Zukunft. Sie werden die Welt die nächsten fünfzig Jahre gestalten, nicht die Alten und nicht das Establishment. Bereits vor mehr als einhundert Jahren war es so, die Arbeiterbewegung kämpfte für mehr Gerechtigkeit an den Werkbänken, die ersten Feminstinnen errangen ihre Erfolge, sie wurden an Universitäten zugelassen, sie wurden nicht mehr zwangsverheiratet, sie konnten an ein selbstständiges Leben und einen eigenen Beruf denken. Die individuelle Freiheit wurde von Künstlern propagiert und teilweise vorgelebt.
Dann kam der erste Weltkrieg, der erst einmal Europa in Beschlag nahm. Aber die zwanziger Jahre ließen diesen Drang nach Freiheit und Individualität wieder aufleben, wenngleich es gesellschaftlich eher chaotisch zuging. Der einfache Bürger bemerkte wenig davon, er malochte immernoch, fühlte sich besonders in Deutschland vom Versailler Vertrag geknebelt und wollte doch nur Sicherheit und Fortschritt. Etwas schönes im Leben, das ihm dann Hitler versprach. Er war in Deutschland der einzige der aus der Weltwirtschaftskrise von 1929 Kapital schlug, weil er eine Visionen hatte und diese gut verkaufte. Es waren extreme Visionen, daran ließ er nie einen Zweifel, er versteckte seine Gedanken und Ideen nicht. Lange vorher hatte er sie in einem der erfolgreichsten Bücher, das am wenigsten gelesen wurde, bekannt gemacht. Wer es las wusste wohin die Richtung ging und konnte für sich die Konsequenzen ziehen. Aber die wenigsten rangen sich dazu durch. So kam es zur bisher größten Katastrophe der Menscheit, die aber angesagt war.
Danach begann die sogenannte: “Stunde null”. Die Welt musste völlig neu geordnet werden. Es gab Sieger und Besiegte, aber man musste ja doch wieder zusammen leben und miteinander reden und handeln. In vielen Ländern war der Aufbruch aber reaktionär, das Establishment, das überlebte nahm das Heft wieder in die Hand und wollte nach alten Regeln neu aufbauen. Das ging eine Weile gut, weil Aufbau etwas praktisches war, darüber musste nicht philosophiert werden, es war Tatkraft gefragt. Neue Städte, neue Fabriken, der Wunsch nach Sicherheit, Wohlstand und Fortschritt lebte wieder auf.
Erst als die nach dem großen Krieg Geborenen flügge wurden, begann das Hinterfragen, der Gesellschaft, der Konventionen der Werte. Teilweise wurden sie auf den Kopf gestellt, absolute Freiheit war das Motto. Man ging für seine Ansichten auf die Straße, bekämpfte den Moloch Staat und wollte eine andere Gesellschaft. Manche wurden radikal, die Mehrheit ging den Weg durch die Instanzen, veränderte viel, kam aber auch wieder dort an wo schon die früheren Generationen landeten: Im Establishment, oder wenigstens in der satten, saturierten Gesellschaft.
Heute sind die Demonstranten der 1968er-Bewegung Großmütter und Großväter und müssen mit ansehen wie ihre Enkel wieder rebellieren, teilweise gegen ihre Werte antreten und kämpfen, weil die neue Generation nicht sieht was Freiheit und Globalisierung für Fortschritte brachte. Sie leben ja darin und sind darin aufgewachsen. Was ihnen aber fehlt ist Identität, die Mehrheit sind keine Weltbürger geworden, obwohl sie die Möglichkeit hatten. Im Gegenteil, sie fühlen sich gefährdet und bedroht, von der Bewegung die die Globalisierung hervorrief, von der größten Völkerwanderung seit der Auswanderungswelle aus Europa im 19. Jahrhundert. Nur ist heute Europa das Ziel. Aber auch die USA nimmt Abschied davon der Polizist der Welt zu spielen. Amerika den Amerikanern, half eben einem Populisten ins Amt. Europa steht aber hilflos da, kann sich des Ansturms nicht erwehren, will nicht rassistisch sein und fremdenfeindlich, will den alten humanistischen Gedanken hochhalten, für den man jahrhunderte lang kämpfte. Aber es ist gerade ein Teil der jungen Generation der konträr reagiert, er sieht seine Sicherheit, seinen Wohlstand und seine Nationalität in Gefahr. Politische Führer die diese Lieder singen haben starken Zulauf.
Dabei wird ganz vergessen, dass andere große Nationen längst ihre Grenzen dicht gemacht haben, kein Immigrant wird ungewollt in Australien, Japan oder China aufgenommen. Das Problem hat heute Europa, das den Traum eines offenen Mehrvölkerstaates leben wollte und glaubte, dass darin die Zukunft liege. Wenn dem tatsächlich so wäre, dann muss dieses Ziel oder dieser Traum zumindest weit in die Zukunft verschoben werden, denn die junge Generation, der nun eben die Zukunft gehört, entwickelt sich erstaunlich konservativ und holt die alten Werte wieder aus der Mottenkiste.