quinta-feira, 28 de abril de 2016

Krise und Spiele



Dass Brasilien in einer tiefen Krise steckt, hören und lesen wir nahezu stündlich in allen Medien. Wer es noch nicht am eigenen Leib verspürt, ist trotzdem tief betroffen, es sei denn er liest keine Zeitung, hört keinen Rundfunk schaut weder in den Fernseher noch ins Internet und unterhält sich auch nicht mit anderen Menschen. Die Krise liegt genauso in der Luft wie die Angst vor dem zika-Virus oder der H1N1-Grippe. Dona Dilma hat schon recht, es gibt Feinde die einfach wollen dass es Brasilien schlecht geht und das Image auch noch kurz vor der Olympiade kaputt geht. Ein schlimmeres Unglück als den Absturz des Radwegs an der Avenida Oscar Niemeyer hätte es gar nicht geben können, die Weltpresse lauerte geradezu darauf. Brasilien kann es nicht, das ist dann auch die Meinung vieler im Ausland, aber auch selbst der Cariocas.
Ich war gerade am Wochenende in Rio de Janeiro, um mir die interessanten Neubauten zur Olympiade anzuschauen. Zugegeben es ist noch nicht alles fertig und vielleicht wird es auch noch nach der Olympiade Baustellen geben, aber ein öffentliches Verkehrssystem wie die VLT-Linien funktionieren schon ganz hervorragend, die Bauten im Olympiapark an der Barra sind weitgehend fertig gestellt und selbst das olympische Dorf wird mit Sicherheit bis August bewohnbar werden. Dass die Avenida Rio Branco noch lange eine Baustelle bleiben wird, damit müssen die Menschen, die täglich diese ehemalige Prachtavenida frequentieren, leben. Aber dafür glänzt die Praça Mauá so schön wie noch nie. Zwischen dem Museum de Arte Rio und dem Museum do Amanhã ist eine Fläche entstanden, die zum flanieren, feiern und sich zu informieren einlädt. Irgendwie wird es Rio wieder schaffen, die cidade maravilhosa zu sein.
Das würde man auch so gerne von Brasilia sagen, aber dort herrschen andere Menschen, es ist eine andere Welt. Dort wird um Macht gekämpft, dort erlebt man das gesamte Spektrum der menschlichen Intrige und Falschheit. Man feiert gerade den vierhundersten Todestag von William Shakespeare, seine Dramen könnten in Brasilia im Jahr 2016 spielen.
Und das ist eben Brasilien, ein Land voller Lebenslust, mit dem ewigen Glauben an eine bessere Zukunft und den Schwierigkeiten, Intrigen und Unzulänglichkeiten der Gegenwart. Perfekt wird es nie werden, aber liebenswert ist es doch.

quinta-feira, 14 de abril de 2016

Schwierige Zeiten



Brasilien befindet sich einmal wieder in schwierigen Zeiten, seit einem Jahr wird das Land nicht mehr regiert, sondern das politische Establishment in Brasilia beschäftigt sich nur noch mit sich selbst. Wenn man bedenkt, mit welchem Engagement  der wichtigste brasilianische Historiker des 19. Jahrhunderts, Francisco Adolfo Varnhagen, der Visconde de Porto Seguro,  bereits 1877 dafür eintrat, dass die Hauptstadt weg von der Küste ins Zentrum des Landes verlegt werden sollte und mit welcher Begeisterung Juscelino Kubitschek den Aufbau der neuen Hauptstadt in den 1950er Jahren vorantrieb, muss man sich heute fragen, ob es gut war den Politikern eine so weit vom realen Brasilien entfernte „Insel“ zu bauen. Sie beschäftigen sich immer mehr mit sich selbst als mit den Sorgen des Landes, verschieben Ämter und Posten, lassen sich kaufen und kaufen Stimmen ein, alles nur zu ihrem eigenen Vorteil. Das Volk zu dessen Wohle sie dienen sollen, existiert in ihren Gedanken nur alle paar Jahre als Stimmvieh.
Wenn nun an diesem Wochenende über das Verbleiben der Präsidentin Dilma Rousseff im Amt entschieden wird, dann ist dies nur der vorläufige Höhepunkt einer am Volk und am Land vorbei geführten Politik. Seit ihrem Amtsantritt zur 2. Regierungsperiode steht die Präsidentin unter Beschuss, da es sich zeigte, dass die wirtschaftspolitische Richtung ihrer Partei und ihres Vorgängers systematisch auf einen Absturz ausgerichtet war. Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts lebte das Land auf der Woge der steigenden Preise für Rohprodukte, die der Weltmarkt haben wollte und teuer bezahlte. Mit den Einnahmen wurden Wahlgeschenke verteilt und Stimmen gekauft. Doch das Verteilungsfest ist zu Ende gegangen, die Töpfe sind leer, die Weltwirtschaft wächst nicht mehr, der Bedarf auch in China ist erst einmal gedeckt. So versuchte man Schulden zu kaschieren und Finanzlöcher mit Manipulation zu stopfen, das Resultat ist nun der Impeachmentprozess.
Dass bei dieser ganzen Geschichte aber die brasilianische Volkswirtschaft abschmiert, Investoren das Land verlassen, die Kaufkraft schwindet und Arbeitnehmer in Massen entlassen werden, das interessiert in Brasilia kaum jemand. Sie kämpfen derzeit einfach ums Überleben, da ja vielen die Polizei und die Justiz im Nacken sitzt. Schwierige Zeiten. Aber man hatte das in der Geschichte des Landes immer wieder erlebt: nach Getulio Vargas Selbstjustiz 1954, nach Janio Quadros unerklärtem Rücktritt 1961, nach der Machtübernahme der Militärs 1964 und nach dem Impeachment von Präsident Fernando Collor 1990. Es wird weitergehen, ob es besser wird? Das kann vielleicht nur eine „Mãe Santa“ vorhersehen.