terça-feira, 23 de setembro de 2014

Deutsch als multinationale Sprache



Letzte Woche fand in Curitiba der Kongress der Germanisten Lateinamerikas statt. Neben vielen interessanten Beiträgen zur Literatur war auch die deutsche Sprache selbst ein wichtiges Thema. Gerade nachdem in den letzten zehn Jahren die Rechtsschreibreform einige Kapriolen geschlagen hat, und eigentlich nur noch die strengen Schullehrer wissen wie man korrekt Deutsch schreibt, wurde diesem Thema in mehreren Arbeitskreisen ausreichend Platz eingeräumt. Da ging es um die genderkorrekte Anwendung, um die regionalen Nuancen, die es in Deutschland schon immer gab, aber oft von dem Zwang zur ausschließlichen Benutzung des Hochdeutschen überlagert wurden. Die Frage der Anglizismen durfte nicht fehlen, und vor allem weil der Kongress in Brasilen stattfand, wurde auch das recht facettenreiche Deutsch mit portugiesischem Einfluss untersucht.
Es ist somit durchaus sprachlich korrekt, wenn der Schwabe vom Wecken spricht, der Bayer von der Semmel, weiter im Zentrum des Landes nennt man es Brötchen und der Hamburger beißt dann in ein Rundstück hinein. Nicht viel anders verhält es sich mit der in Deutschland so beliebten Wurst, die der Schweizer Cervelat nennt, der Schwabe Rote Wurst, der Hesse Rindswurst und der Norddeutsche Grillwurst.
Eine traditionell starke Abweichung stellt das österreichische Deutsch dar, das wirklich einen ganzen Katalog von eigenen Begriffen hat, die einem Deutschen wenig sagen. Der Jänner als Januar ist noch zu verstehen, wenn aber vom Kren gesprochen wird, dann ist jeder Deutsche ratlos, und kommt nie darauf, dass es sich um Meerrettich handelt, was allerdings auch ein eigenartiges Wort ist, denn die Wurzel wächst nicht im Meer.
Der Kongress beschäftigte sich auch damit, wie die Schwierigkeit zu überwinden wäre diese Variationen dem Schüler der Deutsch lernen will zu erklären. Das ist nun wirklich eine große Herausforderung, besonders wenn er sein Deutsch in Hannover erlernt hat und dann in Bayern weiterstudieren will. Da haben selbst waschechte Deutsche ein gewisses Problem.
In einem Seminar wurde auch die Entwicklung des Deutschen bei den verschiedenen Einwanderergruppen in Brasilien untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass sich nicht nur der Einfluss des Portugiesischen bemerkbar machte, sondern fast noch stärker der aus der ehemaligen Heimat mitgebrachte Dialekt. Bei Vergleichen zwischen Einwanderern aus dem Hunsrück, aus Pommern oder bei den Menoniten, kamen recht unterschiedliche Einflüsse heraus. Dass man in Santa Catarina auf die " poltronen schuven " lässt, ist sicher allseits bekannt, dass auch selbst Einwanderer der ersten Generation bald mehr preokupiert als besorgt sind, findet man häufig, und ihren Abfall in den " lixo" werfen.
Das Fazit des Kongresses war, wie nicht anders zu erwarten, dass Deutsch heute eine multikulturelle Sprache ist, die im Mutterland selbst ständiger Einflüsse ausgesetzt ist und dies weder verhindern kann noch sollte. Die Sprachpuristen, die sich so sehr gegen die Anglizismen wehren, sollten sich daran erinnern, dass ein wichtiger Teil der Sprache mit lateinischen Begriffen durchsetzt ist, ebenso wie im 19. und frühen 20. Jahrhundert die Französismen gang und gäbe waren. Noch meiner Großmutter ging immer auf dem Trottoir und wusch sich im Waschlavor.
Dies alles soll jedoch kein Freibrief für schlechtes Deutsch oder eine fehlerhafte Schreibschrift sein. Die grammatikalische Basis, die von den Brüdern Grimm entwickelt wurde, hat auch noch heute ihre Gültigkeit, und zu einem schönen, erzählenden Deutsch gehört auch ein korrekter Satzbau.

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