quarta-feira, 24 de setembro de 2014

Salomé und die rollenden Köpfe



Letzten Samstag besuchte ich im Theatro Municipal, in São Paulo, die Oper Salomé von Richard Strauss. Dieses im Jahr 1905 erstmals aufgeführte Stück, bezieht sich auf das biblische Thema von der Enthauptung Johannes des Täufers während der Zeit des Kaisers Herodes aus Galiläa. Salomé war die Tochter der Herodias, welche ihren ersten Gatten verließ um Herodes Boethos zu heiraten. Dieser Ehebruch wurde von Johannes verurteilt, weshalb die neue Königin auf Rache sann. Während eines Festes im Palast bat der König, dass Salomé für ihn tanzen solle, denn er war geblendet von ihrer Schönheit. Als Prämie durfte sie sich aussuchen was immer sie wolle, bis zur Hälfte seines Königreichs. Die Mutter beeinflusste sie den Kopf von Johannes dem Täufer zu fordern, was die Tochter nach einer berauschenden Aufführung auch tat.
Als dann auf der Bühne tatsächlich der Kopf auf einem Silbertablett  gereicht wurde, musste ich unwillkürlich an die kürzlich erfolgten Hinrichtungen von drei westlichen Journalisten durch den sich selbst ernannten Islamischen Staat denken. Die Gegend ist in etwa die gleiche wie vor 2000 Jahren und die Motive sind nicht viel anders. Mit anderen Worten bedeutet dies, dass trotz zwei Jahrtausenden Entwicklung und Zivilisation sich wenig geändert hat. Damals war es die einfache Moralkritik von Johannes dem Täufer, heute ist es ein irrsinniger Machtanspruch von Extremisten, die sich auf die muslimische Religion berufen und jeden Andersgläubigen enthaupten wollen. Schon Hunderttausende sind auf der Flucht und die zivilisierte Welt berät in komfortablen Diskussionsrunden wie zu handeln sei.
Hat sich die Welt in dieser langen Zeit wirklich so wenig verändert?

terça-feira, 23 de setembro de 2014

Deutsch als multinationale Sprache



Letzte Woche fand in Curitiba der Kongress der Germanisten Lateinamerikas statt. Neben vielen interessanten Beiträgen zur Literatur war auch die deutsche Sprache selbst ein wichtiges Thema. Gerade nachdem in den letzten zehn Jahren die Rechtsschreibreform einige Kapriolen geschlagen hat, und eigentlich nur noch die strengen Schullehrer wissen wie man korrekt Deutsch schreibt, wurde diesem Thema in mehreren Arbeitskreisen ausreichend Platz eingeräumt. Da ging es um die genderkorrekte Anwendung, um die regionalen Nuancen, die es in Deutschland schon immer gab, aber oft von dem Zwang zur ausschließlichen Benutzung des Hochdeutschen überlagert wurden. Die Frage der Anglizismen durfte nicht fehlen, und vor allem weil der Kongress in Brasilen stattfand, wurde auch das recht facettenreiche Deutsch mit portugiesischem Einfluss untersucht.
Es ist somit durchaus sprachlich korrekt, wenn der Schwabe vom Wecken spricht, der Bayer von der Semmel, weiter im Zentrum des Landes nennt man es Brötchen und der Hamburger beißt dann in ein Rundstück hinein. Nicht viel anders verhält es sich mit der in Deutschland so beliebten Wurst, die der Schweizer Cervelat nennt, der Schwabe Rote Wurst, der Hesse Rindswurst und der Norddeutsche Grillwurst.
Eine traditionell starke Abweichung stellt das österreichische Deutsch dar, das wirklich einen ganzen Katalog von eigenen Begriffen hat, die einem Deutschen wenig sagen. Der Jänner als Januar ist noch zu verstehen, wenn aber vom Kren gesprochen wird, dann ist jeder Deutsche ratlos, und kommt nie darauf, dass es sich um Meerrettich handelt, was allerdings auch ein eigenartiges Wort ist, denn die Wurzel wächst nicht im Meer.
Der Kongress beschäftigte sich auch damit, wie die Schwierigkeit zu überwinden wäre diese Variationen dem Schüler der Deutsch lernen will zu erklären. Das ist nun wirklich eine große Herausforderung, besonders wenn er sein Deutsch in Hannover erlernt hat und dann in Bayern weiterstudieren will. Da haben selbst waschechte Deutsche ein gewisses Problem.
In einem Seminar wurde auch die Entwicklung des Deutschen bei den verschiedenen Einwanderergruppen in Brasilien untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass sich nicht nur der Einfluss des Portugiesischen bemerkbar machte, sondern fast noch stärker der aus der ehemaligen Heimat mitgebrachte Dialekt. Bei Vergleichen zwischen Einwanderern aus dem Hunsrück, aus Pommern oder bei den Menoniten, kamen recht unterschiedliche Einflüsse heraus. Dass man in Santa Catarina auf die " poltronen schuven " lässt, ist sicher allseits bekannt, dass auch selbst Einwanderer der ersten Generation bald mehr preokupiert als besorgt sind, findet man häufig, und ihren Abfall in den " lixo" werfen.
Das Fazit des Kongresses war, wie nicht anders zu erwarten, dass Deutsch heute eine multikulturelle Sprache ist, die im Mutterland selbst ständiger Einflüsse ausgesetzt ist und dies weder verhindern kann noch sollte. Die Sprachpuristen, die sich so sehr gegen die Anglizismen wehren, sollten sich daran erinnern, dass ein wichtiger Teil der Sprache mit lateinischen Begriffen durchsetzt ist, ebenso wie im 19. und frühen 20. Jahrhundert die Französismen gang und gäbe waren. Noch meiner Großmutter ging immer auf dem Trottoir und wusch sich im Waschlavor.
Dies alles soll jedoch kein Freibrief für schlechtes Deutsch oder eine fehlerhafte Schreibschrift sein. Die grammatikalische Basis, die von den Brüdern Grimm entwickelt wurde, hat auch noch heute ihre Gültigkeit, und zu einem schönen, erzählenden Deutsch gehört auch ein korrekter Satzbau.