quinta-feira, 18 de dezembro de 2014

Politisch korrekt



In Diktaturen ist dies eine einfache Sache: politisch korrekt zu sein und sich auch so auszudrücken, ist nichts anderes als die Chance zu überleben. Wer es nicht tut, hat beträchtliche Nachteile zu erleiden, von der beruflichen Benachteiligung, über die persönliche Drangsalierung bis zur Verfolgung und Ausmerzung. In Demokratien und solchen Staaten die etwas freiheitlicher sind, wird es schon komplizierter. Im Prinzip kann man sagen was man denkt, kann schreiben was man will und kann reden was einem gerade in den Sinn kommt, solange man sich an die Grundregeln eines Staates oder der Gesellschaft hält. Das ist an sich ein weites Feld, und gibt die Möglichkeit durchaus unterschiedliche Meinungen und Ansichten neben einander herlaufen zu lassen, zu senden und auch zu veröffentlichen. Aber dem sind bereits Grenzen gesetzt, die Medien haben eine Eigenkontrolle, eine links stehende Zeitung wird nicht unbedingt stockkonservative Artikel veröffentlichen und eine Rundfunk- oder Fernsehstation ist auch nicht unbedingt bereit die Meinungen eines Quer- oder Andersdenkenden auszustrahlen. Das heißt bereits, gerade in den Medien, mit ihrer viel gepriesenen Pressefreiheit  sind die Grenzen recht eng markiert. Es gab einmal eine Zeit, da war die Presselandschaft wirklich bunt, nicht im Sinne ihrer farbigen Abbildungen, sondern in der Artikulation verschiedener Meinungen. Es gab extrem linke Zeitungen und Zeitschriften, gemäßigte,  konservative und auch rechts extreme Blätter. Mit dem Rundfunk und Fernsehprogramm war es weniger offen, da diese in Europa sehr staatskontrolliert waren, und teilweise noch sind, in den Amerikas vom Kommerz inspiriert und der Einstellung des Sendereigners folgend.
Ein Journalist, Artikulator oder sonst ein Presse schaffender, benötigt aber eine Plattform um sich mitteilen zu können, sonst erzielt er keine Wirkung und wird brotlos. Für ihn ist es gewissermaßen ein ungeschriebenes Gesetz, nach dem Grundsatz zu handeln: „ Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Da sind wir nun an dem Punkt angekommen, wo man sagt, er muss sich politisch korrekt verhalten, er muss sich politisch anpassen, muss sagen was die Leiter des Senders hören wollen, oder noch wichtiger, was die Hörer und Zuschauer hören wollen. Damit wird aber die Meinungsfreiheit ziemlich eingeschränkt, oder besser gesagt, ein Medien treibender erhält dort eine Anstellung oder einen Vertrag, wo er der Politik des Hauses entspricht. Da aber Medienbetriebe mehr und mehr ein riesen Geschäft wurden, kam es zu Zusammenschlüssen und Übernahmen, mit anderen Worten, die Medienlandschaft wurde immer eintöniger. Variationen wurden immer weniger gewünscht, und das Wort von der korrekten Meinung erhielt immer mehr an Bedeutung. Passt deine Aussage in die Landschaft, kannst du Erfolg haben, gehört und gelesen werden, wenn nicht, wirst du mehr und mehr ein Außenseiter, oder gar ein Brotloser. Aber wer will das schon werden?
Man sagt, die neuen elektronischen Medien hätten die Landschaft wieder demokratisiert, jeder kann zu jeder Veröffentlichung seine Meinung beitragen, kann sites öffnen, Blogs erstellen und twittern, was ihm gerade so einfällt. Das erste was man dabei feststellen konnte war, dass die Sprache einfach verhunzt wird. Es werden keine kompletten Sätze mehr geschrieben, nur noch Wortbrocken ins Netz gesetzt, teilweise hemmungslos vulgäre Ausdrücke verwendet. Man kann das natürlich so sehen – die Sprache lebt - , aber was für eine Sprache ist das? Nicht einmal mehr eine Umgangssprache. Das ist das eine Problem, das andere ist aber, das jemand der eine Meinung im Netz äußert jederzeit anonym nieder gemacht werden kann. Solange es sich um ein private Person handelt, die einfach mal eine Meinung äußert, zieht sie sich einfach zurück, spielt auf diesem Feld nicht mehr mit, sucht sich ein anderes und ändert ihren Spielernamen, dann ist es erst einmal erledigt. Anders verhält es sich aber bei einer öffentlichen Person. Nehmen wir das Beispiel Madonna, diese Sängerin und Bühnenperformerin der letzten 30 Jahre hat es eigentlich nicht nötig sich politisch korrekt zu verhalten, sie hat alles erreicht was sie wollte, ist finanziell unabhängig und kann tun und lassen was sie will, sollte man meinen. Doch dem ist nicht so. Als kürzlich ihre ersten Studioaufnahmen unerlaubt im Netz auftauchten, war sie ziemlich sauer, und twitterte, sie sei künstlerisch vergewaltigt worden und warf den Hackern eine Art von Terrorismus vor. Ihr gutes Recht wütend zu sein. Kaum war ein Tag vergangen reagierte eine zahlreiche, anonyme Menge und warf ihr Starkult, Arroganz und Übertreibung vor, angesichts der wirklichen Terrorakte, wie gerade in Pakistan geschehen. Darauf zog selbst der Star Madonna seine harschen Worte zurück, und verkündete auf ihrer site: „ Thank you for not listening, and thank you for your loyalty.“
Daran kann man erkennen was spontan, echt und was politisch korrekt ist. Journalisten und Medienschaffende, müssen jeden Tag darüber nachdenken wie sie sich ausdrücken sollen um im „ mainstream“ zu bleiben. Aus diesem mainstream-Verhalten entwickelt sich aber auch wieder ein neues Meinungsmonopol, am besten zu erkennen bei den Zeitungen und sites der führenden deutschen Medienhäuser. Sie haben irgendwann den Satz der Bundeskanzlerin übernommen – Deutschland ist ein offenes Land -, und berichten regelmäßig über die armen Immigranten, die von angeblich Rechtsextremen, Wutbürgern und sonstigen Nationalisten bedroht werden. Die immer stärker werdenden Demonstrationen gegen diese unerwartete Welle von Immigranten ohne Qualifikation, werden als Extremistenakte abgetan. Nirgendwo setzt man sich genauer mit dem Grund der Demonstrationen auseinander. Der Begriff „ weltoffen“ ist heute im Journalismus schick, und wer dies nicht teilt, ist rückständig, deutsch-national und steht der NDP nahe. Keiner fragt was mit den Flüchtlingen geschehen soll, wer sich um sie kümmert, wer sie verhalten soll und was sie dem Land bringen. Wo bleibt die deutsche Entwicklungshilfe, die seit Jahrzehnten Hunderte von Milliarden in die Länder in Afrika und sonst wo gesteckt hat, was ist das Ergebnis davon, außer dass ein Großteil davon korrupten Politikern in die Hände fiel? Es wäre sicher besser, diesen Menschen in ihrem gewohnten Umfeld eine sichere Lebensqualität zu verschaffen, als sie als Strandgut in irgendwelchen Asylheimen in Zentraleuropa zu halten. Aber darüber diskutiert und schreibt kein Modejournalist, denn es ist ja nicht „ in“.
So leben wir in einer scheinbar freien Welt und müssen täglich aufpassen, damit wir nur das politisch korrekte ausdrücken. Unsere wirkliche Meinung, sollte sie variieren oder anders sein, die behalten wir besser für uns, oder äußern sie nur im engen Freundeskreis, wo wir sicher sein können, dass sie keiner gegen uns verwendet. Freiheit und freie Meinungsäußerung  sieht anders aus.

quarta-feira, 3 de dezembro de 2014

Es wird mit uns besser, aber wann?





Bertholt Brecht schrieb in einem seiner Gedichte:
„ Des morgens versammle ich um mich Männer
Wir reden uns dann mit gentlemen an,
und sagen es wird mit uns besser
aber fragen nicht wann ?

Dies kam mir in Erinnerung, als ich die letzten Reden der neu gewählten Präsidentin und ihrer neuen Finanzmannschaft hörte. Mit der Auswahl ihrer beiden neuen Minister  für Finanzen und Planung hat sie sich selbst eingestanden, dass es in den letzten vier Jahren mit Brasilien stetig abwärts ging. Sonst hätte sie sich nicht Fachleute aus dem so gehassten Bankenbereich geholt. Gleichzeitig musste sie sich auch eingestehen, dass sie mit ihrer rein auf soziale Aspekte ausgerichteten Politik ein Land wie Brasilien nicht vorwärts bringen kann. Man kann nur dann ausgeben, wenn man genügend einnimmt. Wenn aber die Wirtschaftsleistung eines Landes geschwächt wird, dann fehlt es auch am unteren Ende, oder man macht immer mehr Schulden, bis man die Kredite nicht mehr bezahlen kann, siehe Argentinien. Oder man lässt die Inflation laufen, siehe Venezuela, und die Supermärkte sind leer. In jedem Fall trifft eine falsch gewählte Wirtschaftspolitik immer zu erst den Arbeitnehmer. Der wirkliche Kapitalist hat so viele Reserven, dass er immer gut lebt.
Auch das Märchen vom Staat als besserem Unternehmer, hat zumindest Dna. Dilma ausgeträumt, auch wenn ihre Partei dies immer noch glaubt. Täglich erleben wir in Aussagen von korrupten Angeklagten, die irgendwie ihren Kopf aus der Schlinge ziehen wollen, dass kein Pflasterstein an eine Staatsorganisation verkauft wird, ohne dass nicht geschmiert wird. Die ehemaligen Direktoren von Petrobras sagen dies aus, die Lieferanten an die Metro in São Paulo bestätigen dies, und selbst der Justizminister hält dies für ein kulturelles Problem Brasiliens.
Ein anerkannter Ökonom sagte einmal,  wenn im brasilianischen Staatsapparat die Korruption abgeschafft würde, hätte man mindestens 25 Prozent mehr Einnahmen und müsste keine Schulden machen. Dies weiß die Präsidentin, dies wissen die neuen Verantwortlichen für die Wirtschaftspolitik, wir alle hoffen, dass es Brasilien besser gehen wird, aber besser fragen wir nicht wann !

quarta-feira, 19 de novembro de 2014

Mit gefangen, mit gehangen



Das  ist ein altes deutsches Sprichwort, welches dieser Tage in Brasilien eine interessante Bedeutung bekommt. Die Polizei, die Staatsanwaltschaft und die Richter haben schon vor Monaten einige Personen gefangen genommen und solange verhört, bis sie schließlich ihr Wissen um die weitverzweigte Korruption und Geldwäsche innerhalb des größten brasilianischen Unternehmens Petrobras offenbarten.  Dafür wurden sie belohnt, und mit einer recht beschränkten Strafe belegt, die sie wenn überhaupt, nur für kurze Zeit ins Gefängnis führt. Mit diesen Aussagen dokumentiert, schlug nun die Polizei am letzten Wochenende zu. Eine ganze Menge führender Manager von großen Konstruktionsfirmen wurden festgenommen und in Sammelzellen eingesperrt. Dort werden sie einer nach dem anderen verhört und dann sicher irgendwie angeklagt werden. Der Vorgang ist insofern etwas besonderes, als dass die Justiz über das Verhältnis zwischen Staatsaufträgen und Lieferanten durchaus Bescheid wusste, aber bisher weitgehend den Kopf in den Sand gesteckt hat. Irgendwie gehörte der Geldfluss via caixa 2 zum Geschäftsgebaren bei Staatsaufträgen. Nicht umsonst haben diese führenden Baufirmen allein für den ersten Wahlgang 180 Millionen Real an die verschiedenen Parteien gespendet. Wenn sie keinen Nutzen daraus ziehen würden, wäre dieses Geld nie geflossen. Alle acht Baufirmen sollen Verträge mit dem Staat in Höhe von 59 Milliarden Real besitzen. Man kann sich leicht ausrechnen, dass davon eine Menge Geld in dunkle Kanäle geflossen ist.
Geht man dabei aber logisch vor, so fehlen noch polizeiliche und gerichtliche Aktionen gegen die Empfänger des Geldes. Das sollen im wesentlichen Parteien und auch Politiker direkt gewesen sein. Es macht keinen Sinn, die Bezahlenden zu fangen und die Erhaltenden laufen zu lassen. In einem korrekten Staat würde dann das Sprichwort greifen: mit gefangen, mit gehangen. Wir alle sind gespannt ob sich in dieser Richtung etwas tun wird.

quinta-feira, 13 de novembro de 2014

Vom jeitinho zur Korruption



Korruption ist wie ein Krebsgeschwür in einem sonst gesunden Körper. Man kann damit leben, solange es sich nicht zu sehr verbreitet und den ganzen Körper befällt. Mit der Korruption ist es ebenso, sie ist zwar schädlich, nimmt der gesunden Volkswirtschaft einen wichtigen Teil weg, aber man kann damit leben solange sie nicht überhand nimmt.
Bei einer kürzlichen Umfrage in Brasilien, kam man zu dem Ergebnis, dass 81,5 Prozent der Brasilianer bereits ein oder mehrmals das berühmte „ jeitinho“ angewandt haben, und überzeugt sind, dass man damit auch Gesetze umgehen kann. Sie glauben weiterhin, dass dies nichts strafwürdiges sei. Ein Ergebnis, das zu bedenken gibt.
Der bekannte Philosoph, Roberto Mangabeira-Unger, erwähnte in einem Interview beim Sender Globo News, dass Brasilien unter den BRICS-Staaten derjenige mit der geringsten Korruption wäre. Wenn dem wirklich so ist, und der überwiegende Teil der Brasilianer dies nicht für ehrenrührig hält, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn der Staat zum Selbstbedienungsladen derjenigen wird, die zur Staatskasse Zugang haben. Dann ist es nur natürlich, dass Staatsbetriebe wie Petrobras, Bundespost oder Banco do Brasil, dazu benützt werden, die Politiker zu bereichern und Parteikassen zu füllen.
Dass Korruption und an den Gesetzen vorbei zu wirtschaften, aber letztendlich den gesamten Staat und damit das Volk, beziehungsweise jeden Einzelnen schädigt, das ist im Bewusstsein Brasiliens leider sehr unterentwickelt. Es ist ein schwacher Trost, dass angeblich die Korruption in China, Russland, Indien und Südafrika noch schlimmer sein soll, wem es derzeit von allen BRICS-Staaten am schlechtesten geht, ist zweifellos Brasilien, und daran hat die Korruption einen wesentlichen Anteil.

terça-feira, 28 de outubro de 2014

I C H !



Mit Spannung verfolgten wir am Sonntag den Ausgang der Präsidentenwahl. Dank des effizienten Systems, war das Ergebnis bereits nach 15 Minuten, also um 20.15 h bekannt. Mit knapper Mehrheit hat die bisherige Präsidentin wieder gewonnen. Was dazu führte, wird in den nächsten Wochen und Monaten von Experten noch genau untersucht werden. Eigenartig ist nur, dass bis zum 15. Oktober der Oppositionskandidat, Aecio Neves, vorne lag. Was danach geschah, kann man nur vermuten, es gibt jedoch Hinweise, dass militante PT-Parteigänger intensiv Wähler bearbeitet haben und diesen vorgaukelten, dass bei einem eventuellen Sieg der Opposition ihre Staatsunterstützung gestrichen würde, das war zwar eine Lüge, hat aber offensichtlich gegriffen.
Am Montagabend gab dann die alte und neue Präsidentin in mehreren Kanälen Interviews zu ihrem Wahlerfolg und der Zukunft der neuen Regierung. Sie war erstaunlich milde gestimmt, was bei dem Ergebnis nicht verwunderlich ist. Als wichtigsten Schritt nannte sie: einen Dialog führen, für sie ein neues Wort. Deshalb fiel sie im weiteren Verlauf der Interviews auch recht schnell wieder in ihre alte Rolle zurück, und jeder Satz begann mit: ICH. Ich werde das tun, ich werde veranlassen, ich werden investigieren. Das klang nicht nach einer demokratischen Präsidentin, sondern eher nach einem absolutistischen Herrscher oder gar Diktator. Davon haben wir in der älteren und auch neueren Geschichte genug gehabt. Der letzte dessen Reden etwa so begannen, war Hugo Chavez in Venezuela. Wo das Land heute steckt, ist bekannt. Was haben wir nun zu erwarten? Dialog oder eine Ich-Regierung?